Energiewende in Deutschland

Bayern ist Spitze! Auch bei den erneuerbaren Energien! Das behauptet zumindest Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Es ist Wahlkampf, da nimmt man es mit den Fakten nicht so ganz genau. Aber machen wir doch mal den berühmten Faktencheck.

Die nötigen Daten werden vom Statistischen Bundesamt zur Verfügung gestellt. Doch wir wollen nicht nur einzelne Zahlen herauspicken, um Söders dreiste Behauptung zu überprüfen, sondern wir wollen die Gesamtentwicklung systematisch untersuchen.

Das geht am besten mit unserem Ansatz, indem wir die Daten in Karten umwandeln, auf denen man alle Bundesländer gleichzeitig sehen kann. Dabei ist die Verwendung der Absolutzahlen hier nicht sinnvoll, sondern wie wollen diese auf die jeweilige Einwohnerzahl („pro Kopf“) umrechnen, da sonst die großen Länder unverhältnismäßig gut dastehen.

Die Karten zeigen den gesamte Produktion an erneuerbaren Energien, also Wind, Photovoltaik, Wasserkraft, Biogas, Solarthermie etc, in „Gigajoule pro Kopf“ (1 Gigajoule entspricht einer Wattsekunde).

Lassen wir also die Karten die Geschichte erzählen. 1990 sind die erneuerbaren Energien in ganz Deutschland relativ gleichmäßig verteilt – aber auf einem sehr niedrigen Level. Selbstverständlich haben wir die Daten, um welche Energieformen es sich dabei handelt, aber das würde die Darstellung viel zu kompliziert machen und letzlich nur Verwirrung stiften.

1995 geht Bayern tatsächlich in Führung. Dies ist aber keine Folge der Politik der Staatsregierung, sondern hier machen sich die Auswirkungen des von der Rot-Grünen Bundesregierung auf den Weg gebrachten „Erneuerbare-Energien-Gesetzes“ (EEG) bemerkbar.

Die Karte von 2000 ist fast identisch mit der von 1995, nur dass das Saarland nun auch seine Daten abgeliefert hat. Zwar kommt es durchaus überall zu einem leichten Anstieg der erneuerbaren Energien, aber nirgends wird eine neue Schwelle überschritten.

Im Jahr 2005 wird nun ein erster Durchbruch der Erneuerbaren sichtbar. was Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen erleben einen starken Anstieg, wobei Bayern von Brandenburg überholt wird.

In den Jahren 2006 bis 2010 geht der Nordosten ganz deutlich in Führung.

2015 wird der Vorsprung der des Nordostens noch weiter ausgebaut, aber etliche andere Bundesländer erleben durchaus auch hohe Zuwächse bei den Erneuerbaren

2020 erreichen alle norddeutschen Staaten ein sehr hohes Level beim Ausbau der Erneuerbaren. Mittel- und Süddeutschland fallen deutlich zurück. Bayern schneidet dabei allerdings noch relativ gut ab.

Die folgende „Grafik“ (korrekt muss es heißen: Zeitreihen) zeigt die Entwicklung in den führenden Bundesländern im Zusammenhang. Bayern ist anfangs tatsächlich an der Spitze, fällt aber dann deutlich zurück und wird von nicht weniger als 5 Bundesländern überholt. Brandenburg schiebt sich ab 2005 an die Spitze und wird nur 2015 kurzzeitig von Mecklenburg-Vorpommern auf Platz 2 verwiesen.

Söders Behauptung, Bayern sei auch bei den erneuerbaren Spitze, ist also schlicht falsch. Und woran dies liegt ist keineswegs ein Geheimnis, sondern in der Öffentlichkeit weithin bekannt. Es liegt nicht am mangelnden Wind, an den natürlichen Gegebenheiten, sondern es ist Folge einer extrem schwachen, populistischen Politik, die bei jedem kleinsten Widerstand gleich in die Knie geht.

Das Absinken Bayerns auf dürftiges Mittelmaß beim Ausbau der Erneuerbaren ist die Folge der Einführung der „10h-Regel“ (Die Abstände zu menschlichen Siedlungen müssen mindestens 10mal so weit weg sein, wie die Höhe des Windrades), mit der der Freistaat den Ausbau der Windenergie brutal abwürgte.

Wenn es um den Machterhalt geht, dann stehen Einsicht und Verantwortungsbewusstsein in Bayern auf verlorenem Posten. Das zeigt sich aktuell auch bei der Debatte um die zukünftige Heizungstechnik. Den Ansatz der Bundesregierung als „Heizungsideologie“ abzutun, ist völlig irrsinnig. Wer die Klimakrise in den Griff bekommen will, hat gar keine andere Wahl als endlich auch das Thema Heizung anzugehen, und hätte eigentlich schon längst damit anfangen müssen.

Verantwortungsbewusste Politiker wissen, dass es allerhöchste Zeit ist, dieses Problem zu lösen. Die bayerische Regierung, die Regierung eines Bundeslandes, das mehr als die Hälfte seiner Primärenergie für Heizung aufwenden muss, spielt hier ein widerliches Spiel: Statt in dieser Frage zu kooperieren fällt sie der „Ampel“ in den Rücken, wohl in der Hoffnung, dass diese die ganze Wut der veränderungsunwilligen Wähler abkriegt und sie bei den Wahlen davon profitieren kann: Populismus pur!

Wind und Photovoltaik in der Zusammenschau

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