Bananen, ausgerechnet

Die Bedeutung dieser Frucht für die Welternährung

Jetzt aber schnell zum Markt, bevor die Bananen zu reif sind. (Foto: Swissinfo.ch)

Bananen essen wir (fast) alle gern. Aber was wissen wir über sie? Wer weiß z.B., wo die meisten Bananen produziert werden. Ist es vielleicht

  1. in Indien?
  2. in Brasilien?
  3. oder in Ecuador?

Ob Sie‘ s glauben oder nicht, 1 ist tatsächlich richtig. Und zwar schon lange, wie folgendes Diagramm zeigt. Es zeigt den Anteil der 4 wichtigsten Bananen produzierenden Länder an der Gesamtproduktion der Welt.

Diagramm 1 Die führenden Länder in der Bananenproduktion 1961 bis 2017

Die „Kurven“ (Zeitreihen) für die ostasiatischen Länder gehen steil nach oben, für die südamerikanisch nach unten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Brasilien und Ecuador ihre Produktion gedrosselt haben, sondern nur, dass ihr Anteil an der Weltproduktion abnimmt.

Welchen Verlauf nahm die Bananenproduktion weltweit?  Das folgende Diagramm zeigt, dass sich die Produktion seit 1961 mehr als verfünffacht hat, in jüngerer Zeit aber das Wachstum deutlich verlangsamt hat.

Diagramm 2 Wachstum der Bananenproduktion weltweit

Die folgenden Karten zeigen die geographische Verteilung der Bananenproduktion auf der Ebene der Staaten.

Karte 1 Bananenproduktion im Jahr 1961
Karte 2 Bananenproduktion im Jahr 2017

Der Vergleich der Karten von 1961 und 2017 zeigt die Verlagerung  des Schwerpunktes der Bananenproduktion von Südamerika nach Asien, wobei Indien schon lange zu den Weltmarktführern gehört, China erst neu hinzugekommen ist.

Heißt das, dass auch die Menschen in Indien besonders viele Bananen essen? Wie viel wird denn pro Kopf produziert? Die folgende Karte zeigt die Bananenproduktion aus einem anderen Blickwinkel, nämlich in Kilogramm pro Kopf.

Karte 3 Bananenproduktion pro Kopf

Hier zeigt sich zwar ein ähnliches Bild wie bei der Karte 2, aber mit doch markanten Unterschieden. So z.B. sticht ins Auge, dass Primus Indien unter diesem Blickwinkel nur zum Durchschnitt gehört, China sogar nur unterdurchschnittliche Quoten aufweist. Weltmarktführer sind Indien und China nur wegen ihrer riesigen Bevölkerung.

Wahrscheinlich hat noch niemand von uns eine indische Banane gegessen. Einfacher Grund: Sie wird praktisch nicht exportiert, sondern dient fast ausschließlich der heimischen Ernährung. Und wir würden sie auch gar nicht mögen, denn es handelt sich meist um Kochbananen, die sind roh gar nicht genießbar. Erst wenn die Schale ganz schwarz ist, kann man sie roh essen. Die Bananen, die wir essen, nennt man übrigens „Dessertbananen“. Zu Details siehe Wikipedia.

Es geht auch gemächlich, vor allem wenn es sich um Kochbananen handelt: ein Bananenhändler auf dem
Weg zum Markt von Amritsar, einer Millionenstadt in der indischen Provinz Punjab. (Foto: Pixabay)

 Gekocht schmecken die Kochbananen auch nicht süß, eher wie eine mehlige Kartoffel. Und darum geht es auch: Kochbananen spielen eine ganz ähnliche Rolle wie Kartoffel und haben auch in etwa den gleichen Kalorienwert. Sie sind aber nicht die indisch/chinesische Variante der Kartoffel, sondern beide Länder haben die Kartoffel ebenfalls entdeckt, sind ebenfalls mit großem Abstand zu den weltweit führenden Kartoffelproduzenten geworden, wobei sogar noch etwas mehr Kartoffel verzehrt werden als Kochbananen. 

Dabei hat die Banane im Vergleich zur Kartoffel einen wichtigen Vorteil: Sie hat einen geringeren Flächenverbrauch. In Indien liegt der Hektarertrag für Bananen bei 34,4 Tonnen und für Kartoffel bei 20,5 Tonnen. Mit anderen Worten: Für ein Kilo Banane braucht man nur 0,29 Quadratmeter, für ein Kilo Kartoffel  ganz grob gesprochen fast doppelt so viel, nämlich 0,49 Quadratmeter (eigene Berechnungen, Ausgangsdaten: AtlasBig)

Was übrigens erstaunlich ist, ist, dass das Nachbarland zu Indien, Bangladesch, einen völlig anderen Weg eingeschlagen hat. Dort werden praktisch weder Kochbananen noch Kartoffel angebaut. Das Land konzentriert sich fast ausschließlich auf den Reisanbau (siehe den Artikel von Maria Mies https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-86226-458-2_11.pdf  ). Diese Monokultur hat dramatische Folgen. Christof Krackhardt schreibt dazu:

„Der fast ausschließliche Reisanbau in Bangladesch hat zwar Hunger und Unterernährung gemildert, dafür aber zu einer weit verbreiteten Mangelernährung geführt. Auf den landwirtschaftlichen Flächen gibt es kaum Gemüse oder Obstbäume. Hauptsächlich Kinder leiden unter der chronischen Mangelernährung. Der Begriff „stunting“ beschreibt die Symptome verursacht durch Aufnahme von zu wenig Nahrungsenergie, Eiweiß und Spurenelemente. Die Kinder sind sehr anfällig für Infektionskrankheiten, bleiben im Längenwachstum zurück, lernen später laufen und sprechen, die Gehirnentwicklung wird stark beeinträchtigt.“  https://www.foto-organico.com/deutsch/galerie/reis-bangladesh/

Zurück zu Karte 3 (Pro-Kopf-Produktion von Bananen). Die Länder, die eine extrem hohe Pro-Kopf-Produktion aufweisen, sind die Exportländer der Dessertbananen. Sie produzieren deutlich mehr, als die eigene Bevölkerung im Normalfall konsumieren würde.

Die  vier führenden Exportländer 2017 waren natürlich, wie zu erwarten, durchweg südamerikanische Staaten: Ecuador, Guatemala, Costa Rica und Kolumbien.  Doch in jüngster Zeit haben auch die Philippinen diesen Markt für sich entdeckt und ihre Produktion fast verdreifacht und sich dadurch auf Platz 2 nach vorne geschoben (Quelle: Statista). 

Soweit man aus den vorliegenden spärlichen Daten schließen kann, produzieren die südamerikanischen Exportländer fast ausschließlich für den Export, wohingegen in den beiden führenden Exportländern Asiens (Philippinen und  Laos) rund 20 bis 30 Prozent nicht exportiert werden, also wohl der heimischen Bevölkerung zur Verfügung stehen.

Im Bananenexport spielen aber auch zwei europäische Länder eine wichtige Rolle. Nein, es sind nicht Spanien oder Italien, die in der Tat die meisten Bananen in Europa produzieren, aber eben nicht so viele exportieren. Es sind Belgien und Holland, die Rang 6 und 7 auf der Liste der Exportländer einnehmen, deren Produktionsumfang aber so gering ist, dass sie weder durch ihren Anteil an der Weltproduktion noch durch den Umfang ihrer Prokopfproduktion in den Karten 2 und 3 hervorstechen.

Die belgischen und holländischen Bananen werden natürlich in Gewächshäusern hochgezogen. Und sie werden nicht auf normalem Boden angebaut, sondern auf Kokostorf oder Steinwolle. Damit soll verhindert werden, dass die Früchte von aggressiven Pilzen befallen werden, die Jahr für Jahr einen beträchtlichen Anteil der Bananenernte vernichten.

Dazu Prof Kema von der Universität Wageningen (Niederlande):

Die Bananenpflanzen wachsen sehr gut auf Kokostorf und Steinwollsubstrat, wobei nur eine Nährlösung aufgetragen wird. Der Vorteil des Substratanbaus besteht darin, dass die Nährstoffe besser auf die Bedürfnisse der Pflanze abgestimmt werden können. Darüber hinaus verhindern Sie Verluste, möglicherweise etwa 30%, durch Leckage. Die niederländische Banane braucht keine Seuchenbekämpfung, was den Anbau nachhaltiger macht als in traditionellen Anbaugebieten„.https://www.yumda.de/news/1158851/erste-geerntete-niederlaendische-bananen.html

Zur Geschichte des Bananenanbaus und die Gefährdung durch Pilze (Panama-Krankheit) siehe das Youtube-Video (englisch):
https://www.youtube.com/watch?v=YkI3zkQ4WBo&list=WL&index=27

Bleiben noch die Fragen, welcher Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche dem Bananenanbau gewidmet werden und wie effizient der Anbau, also der Ertrag je Hektar ist. Karte 4 zeigt den Umfang der Nutzflächen:

Karte 4 Nutzfläche für Bananen

Wir sehen, dass auch bei den Marktführern Indien und China der Bananenanbau nur wenig Platz beansprucht. Dagegen ist er in den Ländern mit hoher Prokopf-Produktion, insbesondere bei den Exportländern, doch deutlich höher und schwankt zwischen 2 und 5 Prozent. Höher als 5 Prozent ist er nur in Papua-Neuguinea und in Ruanda und Burundi, zwei afrikanische Zwergstaaten mit extrem hoher Bevölkerungsdichte und entsprechend geringer Nutzfläche.

Karte 5 zeigt die Effizienz des Anbaus, die unterschiedlichen Hektarerträge in den Bananen produzierenden Ländern:

Karte 5 Hektarerträge für Bananen

Natürlich finden wir in den Bananen-Exportländern Südamerikas sehr hohe Erträge, dort hat man offenbar unter dem Druck des Marktes versucht, die Produktion zu optimieren. Dies ist aber auch in anderen Ländern (z.B. in Südeuropa) gelungen. Dahingegen gibt es in China und Indien nur überdurchschnittliche Quoten, im Exportland Philippinen sogar nur unterdurchschnittliche, was sich allerdings bald ändern könnte. 

Wenn also die Produktion noch gesteigert werden soll, dann gibt es noch Luft nach oben, sowohl durch Verbesserung der Hektarerträge bis auf das Niveau der heute effizientesten Länder als auch durch die Ausweitung der Anbaugebiete. Wenn bei wachsender Weltbevölkerung die Ernährungsfrage uns vor neue Herausforderungen stellt, dann könnte es gut möglich sein, dass die kaum bekannte Kochbanane plötzlich in aller Munde ist.